Mittelmeer: Über 250 Organisationen fordern Angela Merkel zum Handeln auf

Der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg hat den offenen Brief eines bundesweiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses mit drei konkreten Forderungen mitgezeichnet. Nachstehend dokumentieren wir die Presseerklärung zum Offenen Brief sowie das Schreiben an Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel.
veröffentlicht: 3 Apr 2019, 09:20 | aktualisiert: 16 Jul 2020, 22:44
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Angesichts des Sterbens auf dem Mittelmeer und der katastrophalen Lage in Libyen wenden sich mehr als 250 zivilgesellschaftliche Organisationen in einem offenen Brief an die Bundeskanzlerin. PRO ASYL, Ärzte ohne Grenzen, Amnesty International, Sea-Watch, Seebrücke, Diakonie, Caritas, Brot für die Welt, Misereor, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die vielen weiteren unterzeichnenden Organisationen kritisieren:

"Wir sind erschüttert angesichts der gegenwärtigen europäischen Politik, die immer stärker auf Abschottung und Abschreckung setzt – und dabei tausendfaches Sterben billigend in Kauf nimmt. Die Pflicht zur Seenotrettung ist Völkerrecht und das Recht auf Leben nicht verhandelbar."

Eine völkerrechtsbasierte Seenotrettung auf dem Mittelmeer muss sichergestellt werden. Die EU hat sich verpflichtet, Schutzsuchenden Zugang zu einem fairen Asylverfahren zu gewähren. Es ist ein Skandal, dass zivile Helfer*innen kriminalisiert werden, die der unterlassenen Hilfeleistung der europäischen Staaten nicht weiter zusehen wollen.

Das Bündnis, darunter Flüchtlings- und Menschenrechtsorganisationen, Seenotrettungsorganisationen, Wohlfahrtsverbände, Kirchen und Weltanschauungsorganisationen, Gewerkschaften und Jugendverbände, fordert eine Neuausrichtung der deutschen und europäischen Politik:

  1. Notfallplan für Bootsflüchtlinge: Aufnahmebereite Mitgliedsstaaten müssen in einem geordneten Verfahren aus Seenot gerettete und in EU-Mittelmeeranrainerstaaten gestrandete Schutzsuchende solidarisch aufnehmen. Der Europäische Flüchtlingsrat hat dazu einen praktikablen Vorschlag ausgearbeitet, der im Rahmen des geltenden Europarechts sofort zur Anwendung kommen kann.
  2. "Sichere Häfen" ermöglichen: Viele deutsche Städte und Kommunen haben sich bereiterklärt, Geflüchtete aufzunehmen. Für sie muss eine Möglichkeit geschaffen werden, freiwillig zusätzliche Schutzsuchende aufzunehmen.
  3. Keine Rückführung nach Libyen: Nach Libyen zurückgebrachte Flüchtlinge sind systematisch Folter, Versklavung und Gewalt ausgesetzt. Jede Unterstützung und Ausbildung der sogenannten libyschen Küstenwache muss eingestellt werden. Die EU und Deutschland müssen das Non-Refoulement-Gebot als zwingendes Völkerrecht achten und umsetzen.

Die aktuelle Politik muss beendet werden, denn sie bedroht nicht nur das Leben von Menschen, sie setzt auch unsere eigene Humanität und unsere Werte aufs Spiel.

Dokumente

offener_brief
Offener Brief mit drei konkreten Forderungen aus der Zivilgesellschaft
Datei:
offener_brief.pdf (920.91 KB)
MD5:
5aa890234cd82dbcecf92ea6843b52b0
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Links zum Thema

proasyl.de
OFFENER BRIEF AN DIE BUNDESKANZLERIN
ecre.org
Vorschlag des Europäischen Flüchtlingsrats für einen Notfallplan für Bootsflüchtlinge (engl.)
Quelle:https://live.relaunch.humanistisch.de/x/hvd-bb/meldungen/2019044638